Ende August gönnten wir uns endlich eine Pause und nahmen ein paar Tage frei. Wir planten einen Roadtrip in den Südwesten Colorados und verbrachten Zeit in den San Juan Mountains. Wir hofften auf kühleres Wetter und vor allem darauf, dass wir dem Rauch entfliehen können. In Colorado war es außergewöhnlich heiß in den letzten Wochen und es hat keinen Tropfen geregnet. Die hohen Temperaturen, die geringe Luftfeuchtigkeit und die extreme Trockenheit sorgten dafür, dass mehrere Waldbrände entfacht sind. Einer davon wuchs sogar in kürzester Zeit zum größten Waldbrand in der Geschichte Colorados.
Wandern gegangen sind wir daher selten, da wir nicht nur mit der extremen Hitze zu kämpfen hatten, sondern auch durch den Rauch, der bis nach Denver gezogen ist, beeinträchtigt wurden. Die Waldbrände sind zwischen drei und fünf Autostunden von Denver entfernt, dennoch zog der Rauch innerhalb kürzester Zeit zu uns. Die Luft und das Atmen waren unangenehm, es roch nach Rauch und wir fanden immer wieder Asche auf unseren Fensterbänken.









Dieser Rauch war auch für wunderschöne Sonnenuntergänge verantwortlich. Schön, aber natürlich auch traurig, wenn man den Grund für diese Sonnenuntergänge kennt. Ich denke nicht, dass ich jemals zuvor diese Art von Sonnenuntergänge gesehen habe. Die Sonne glich schon 40 Minuten vor dem Sonnenuntergang eher einem orangen Feuerball, als einer strahlenden Sonne. Ich ließ mir die Gelegenheit natürlich nicht entgehen meine neue Kamera auszuprobieren.




























Jedenfalls flohen wir dann Ende August in die Berge und hofften auf kühleres Wetter und eine bessere Fernsicht. Immerhin haben wir uns tolle Wanderungen rausgesucht, die wir auf keinen Fall verpassen wollten. Unsere erste Station war Telluride. Wir waren bereits vor einem Jahr in diesem Ort und liebten die kleine Stadt sowie die Wasserfälle. Die Stadt ist leider etwas überlaufen, dennoch sahen wir weniger Menschen als gedacht am Wanderweg. Insgesamt passierten wir auf dieser Wanderung drei Wasserfälle, die allesamt wunderschön waren.











Wir versuchten auch mal wieder ein gemeinsames Foto zu machen. Da wir alleine dort waren, stellte ich den Selbstauslöser ein. 20 Sekunden Vorlaufzeit waren aber nicht genug, dass ich es zu Peter schaffte. Da das Wasser (durch welches ich durch musste) so eiskalt war, sind meine Füße eingefroren (natürlich eine Übertreibung von mir). Daher wollte ich keinen zweiten Versuch starten. Und dennoch: ich liebe diese imperfekten Fotos so sehr!




Nachdem wir in Telluride gegessen und auf meinen Geburtstag angestoßen haben, suchten wir uns einen Schlafplatz (wir schliefen im Auto) in der Nähe unserer Wanderung am nächsten Tag. Wir fanden einen tollen Platz in den Bergen. Das beste am Schlafplatz: Direkt daneben gab es einen wunderschönen Bach, der perfekt dazu geeignet war unseren Cider einzukühlen. Es war ein toller Geburtstagsausklang – am Bach sitzend und ohne Handyempfang. Nur Peter und ich, ein rauschender Bach, zwei Cider und viele flache Steine, die nur darauf warteten in das Wasser „geflitscht“ zu werden 😀




Am Tag darauf starteten wir unsere Wanderung zu den Blue Lakes. Mit 14 Kilometer Roundtrip und ca. 750 Höhenmeter war es eine perfekte Wanderung. Etwas Sorgen machte mir im Vorfeld die Höhe, da der letzte See auf 3.600 Höhenmeter liegt und wir damals in Crested Butte bei dieser Höhe doch ein paar Probleme hatten Luft zu bekommen. Überraschenderweise ging es uns aber sehr gut. Vielleicht haben wir uns nach zwei Jahren doch etwas an die Höhe gewöhnt. Oder vielleicht ging es uns auch so gut, weil die Luft rauchfrei war und unsere Lunge es daher richtig genoss zu atmen 😉 Es war eine herrliche Wanderung mit einem tollen Weg durch den Wald, kleinen Wasserfällen und wunderschönen Ausblicken von oben. Wir trafen am Weg nach oben kaum Menschen. Gründe dafür sind, dass der Wanderweg recht schwer erreichbar ist und wir früh gestartet sind. Am Weg nach unten kamen uns dann mehrere Menschen entgegen, aber dennoch weniger als ich gedacht hätte. Die Seen sind extrem blau (daher auch der Name Blue Lakes) – vor allem von oben ist die Farbe einfach genial! Als wir an einem der Seen eine Pause einlegten, kam uns eine süße Hündin besuchen. Hauptgrund war zwar, da sie unsere Snacks stehlen wollte, dennoch wehrte sie sich nicht gegen unsere Streicheleinheiten!


















Danach ging es weiter in einen netten Ort namens Ouray, der aber leider viel zu überlaufen war. Wir flüchteten daher in einen nahegelegenen Canyon. Am Weg dorthin fanden wir eine Hot Spring direkt am Fluss, da diese aber in privatem Besitz lag, gingen wir schweren Herzens weiter bis wir zum Box Spring Canyon kamen. Da dieser aber sehr nahe an Ouray liegt, war er auch viel zu überlaufen und so zog es uns nach kurzer Zeit bereits wieder weiter.










Am Tag darauf starteten wir unsere nächste Wanderung zum Ice Lake und Island Lake. Das Wetter spielte leider nicht ganz mit, dennoch war auch diese Wanderung richtig toll. Mit 15 Kilometern Länge und 814 Höhenmeter war diese Wanderung auf dem Papier auch wieder machbar. Wir taten uns aber etwas schwerer, da wir die Wanderungen vom Vortag noch spürten und wir uns am Schluss auf über 3.800 Höhenmeter befanden. Dennoch bin ich extrem stolz auf uns, dass wir es trotzdem so problemlos nach oben schafften.









Am Weg zu unserer nächsten Schlafstätte dachten wir, dass wir uns etwas Entspannung gönnen sollten. Wir fuhren daher zu einem Fluss, bei dem natürliche Hot Springs zu finden sind. Um zum Parkplatz zu gelangen, folgten wir einer 10 Kilometer langen, nicht asphaltierten Straße und hofften sehr, dass dadurch weniger Menschen dort sind. Damit hatten wir schon einmal Recht. Wir mussten dann noch fast drei Kilometer gehen, um zu den Hot Springs zu gelangen, rechneten aber nicht damit, dass wir diese drei Kilometer steil bergab gehen mussten. Runter war ja nicht das Problem, aber das Zurückkommen war weniger angenehm. An diesem Tag hatten wir durch diese kleine, aber steile Wanderung und die Wanderung zum Ice und Island Lake 37.000 Schritte sowie 335 Stockwerke heruntergespult. Damit haben wir zwar nicht unseren Schrittrekord geknackt, haben aber mehr Stockwerke gemeistert als an dem Tag, an dem wir in den Grand Canyon gewandert sind (und natürlich wieder zurück nach oben mussten). Bei den Hot Springs angelangt merkten wir dann, dass diese viel zu heiß sind um darin zu baden. Immerhin hatten wir um die 28 Grad Außentemperatur. Wir ließen daher unsere Füße im Fluss baumeln, der angenehm kalt war und genossen den Nachmittag dort.


Am letzten Tag fuhren wir zum Great Sanddunes Nationalpark. Dort waren wir bereits vor zwei Jahren und es hat uns so gut gefallen, dass wir uns entschlossen noch einmal dorthin zu fahren. Wir borgten uns wieder ein „Sandboard“ aus, mit dem wir die Dünen herunterfahren konnten. Am Weg nach oben fragte ich mich ständig, ob es vor zwei Jahren auch so schwer war im Sand die Dünen hinaufzuklettern? Zu dem Zeitpunkt war ich mir sicher, dass sie die Dünen steiler und den Sand lockerer gemacht haben, nur um mich zu ärgern! Wir starteten bei einer Höhe von 2.500 Metern, also konnte ich nach den Tagen davor die Höhe auch nicht mehr als Ausrede nutzen – daher musst eine neue her 😉 Nach unserer ersten Abfahrt war die ganze Anstrengung vor lauter Spaß aber schon wieder vergessen und wir sausten wieder auf den nächsten Hügel um noch einmal runter zu fahren. Bei einer unserer längeren Abfahrten kippte mein Board, ich fiel zur Seite und das Board rutsche alleine weiter nach unten. Das war bitter und auch andere Besucher, die diesen Vorfall beobachteten, kommentierten ihn mit einem „Oh nooo“ 😉

















Als es dann angefangen hat zu donnern, entschieden wir uns die Heimreise anzutreten. Dies bedeutete ziemlich viele Abfahrten bis wir wieder am Parkplatz waren und wir konnten es daher kaum erwarten. Eine der Abfahrten war richtig steil und da wir ja so schlau sind, haben wir das Board davor noch einmal richtig gewachst (man bekommt ein bisschen Wachs beim Ausborgen, mit dem man das Board schneller machen kann). Ergebnis: Ich hob am Ende bei einem kleinen Hügel ab, stürzte spektakulär und war von oben bis unten in Sand einbetoniert. Peter und ich verloren beide unser Kapperl am Weg nach unten, daher musste Peter noch einmal hochstapfen. Tatenlos zugesehen habe ich natürlich auch nicht, sondern alles schön mitdokumentiert 😉










Alles in allem war es ein toller Roadtrip, aber natürlich mal wieder viel zu kurz und extrem anstrengend. Am liebsten hätten wir ja wochenlang frei und einen kleinen VW Bus, mit dem wir durch Colorado düsen können. Vielleicht irgendwann mal…
What else…?
Das Wetter hat sich gebessert und die Temperaturen sind sehr angenehm im Moment. Der Rauch hat sich auch verzogen und die Waldbrände sind etwas mehr unter Kontrolle. Wir hoffen nun auf einen langen, angenehmen Herbst und vor allem darauf, dass es nicht wieder im September das erste Mal schneit (so wie vor zwei Jahren). Anmerkung: Diese Zeilen habe ich vor ein paar Tagen geschrieben. Die derzeitige Wettervorhersage sieht so aus:

Peter war in der Zwischenzeit auch einmal auf Dienstreise in Texas. Da dort Corona und Masken nicht so ernst genommen werden, bin ich sehr froh, dass er wieder zu Hause ist. In Colorado ist die Maskenpflicht verlängert worden, aber diese stört uns nicht wirklich. Wir haben sie beim Einkaufen sowie am Weg ins Restaurant auf. Sobald man sitzt, darf man diese aber natürlich abnehmen. Beim Wandern haben wir ein Bandana um den Hals, welches wir einfach hochziehen, wenn uns jemand entgegen kommt. Uns kommt es so vor, als hätte das Universum entschieden, dass wir die Leute hier mittlerweile viel zu leicht verstehen und somit die Maskenpflicht eingeführt wurde, um eine zusätzliche Sprachbarriere einzubauen. Es macht ja keinen Spaß, wenn man sein Gegenüber versteht und nicht drei Mal nachfragen muss 😉
Greetings from the Caretakers 😊